Max Weiler

Die späten 70er Jahre

09. Juni - 30. September 2020
W&K Galerie
Strauchgasse 2 | 1010 Wien
Öffnungszeiten
Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr
Max Weiler


Seit vielen Jahren befassen wir uns mit der Arbeit von Max Weiler und präsentieren dessen Werke regelmäßig im In- und Ausland. Wir freuen uns sehr, von 9. Juni bis 31. Juli 2020 die Ausstellung "Max Weiler - Die späten 70er Jahre" zeigen zu können. Gerade die 70er Jahre sind eine wichtige Zeit im Schaffen von Max Weiler, da er hier eine unglaubliche Leichtigkeit in seiner Arbeit findet. Neben herausragenden Papierarbeiten dieser Zeit zeigen wir auch ausgewählte Gemälde.

"Max Weiler (1910-2001) ist einer der großen Vertreter der österreichischen Malerei der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war aber nicht nur ein grandioser Maler, sondern auch einer der bedeutendsten und wohl auch produktivsten europäischen Zeichner seiner Generation. Diese Einschätzung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verfestigt – wohl auch durch wegweisende Ausstellungen im MUMOK (2004), im Essl Museum (2010), in der Albertina (2011) oder auch in der Pinakothek der Moderne in München (2012). Zeit seines Lebens fühlte sich der aus Tirol stammende Künstler dem chinesischen Denken und der chinesischen Kunst verbunden – zurückzuführen auf ein gemeinsames kosmologisches Welt- und Naturverständnis. Weiler ging es in seiner Kunst nicht um die topographische Wiedergabe von Landschaften, er wollte die Natur als Ganzes, in ihrem Werden und Vergehen verstehen und versuchte, das Geistige in der Natur zu begreifen und darzustellen. Ausgehend von der Natur und in enger Verbindung mit ihr entwickelte er eine gestisch expressive bis meditative abstrakte Malerei.

Seit den Anfängen hat Weiler auch auf Papier gearbeitet und ein weites Feld erschlossen, das von kleinen spontanen Skizzen bis zu großflächigen Bildern reicht und stets im Austausch mit den Gemälden steht. In den Arbeiten der 1970er Jahre – das für Weilers Zeichenkunst sicherlich wichtiges Jahrzehnt – dominiert die Vertikale. Alles ist im Fluss, Schluchten, Abgründe und gewaltige Gefälle sind wichtiger als eine statische, waagrechte Landschaftsbühne. Vieldeutig mit fließenden Grenzen und Übergängen, den Zufall zulassend aber doch auch planerisch erschafft der Künstler seinen zeichnerischen Kosmos immer wieder neu. Dabei ist Weiler, wie es Gottfried Boehm einmal treffend formuliert hat, „ein Zeichner gegen die Linie und für den Strich“. Aus der Nähe betrachtet sehen wir ein Gewitter aus Zeichen, Mikrostrukturen aus Schraffungen und Kritzeleien, eine dichte Komposition aus Kringeln, Punkten, Flecken, Knäulen und Wirbeln. Fast scheint es so, als entstehe gerade jetzt erst, worauf wir blicken, als trage die kleinste lineare Zelle die potenzielle Kraft zu Ausdehnung und unbegrenztem Wachstum in sich. 'Wenn ich zeichne, bin ich ein Nachzeichner', schreibt Max Weiler in den 'Tag- und Nachtheften' im Jahr 1976 und führt uns mit diesem Satz ein wenig in die Irre. Denn er fährt fort: 'Ich finde es da liegen, ich brauche die Striche nur an den rechten Platz zu zeichnen, aber sie sind selbst schon da, ich finde sie, und mich freuen die unglaublichen Kapriolen meiner Fundbilder, meiner Vorbilder, meiner Urbilder, die ich, indem ich sie sehe, zu Wert bringe, weil ich sie aufzeichne, wirklich mache (...).'"

Günther Oberhollenzer
(Kurator Landesgalerie Niederösterreich)

Künstler