Der Bildhauer Joannis Avramidis wurde als Sohn griechischer Eltern am 26. September 1922 im russischen Batum am Schwarzen Meer geboren. Nach seinem Studium an der Staatlichen Kunstschule in Batum übersiedelte Avramidis 1943 nach Wien, wo er von 1945 bis 1949 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste bei Robin Christian Andersen studierte. Daran anschließend absolvierte er von 1953 bis 1956 die Ausbildung zum Bildhauer bei Fritz Wotruba.
Mit seinen vom menschlichen Körper abstrahierten monumentalen Figuren aus Kreissegmenten erlangte der Künstler schon Ende der 1950er Jahre Bekanntheit. Nach einem Gleichgewicht zwischen Betonung der Figur und gleichzeitiger Abstraktion der Form strebend, entwickelte Avramidis nach dem Vorbild griechisch-archaischer und klassischer Skulpturen einen höchst eigenständigen Stil. Weitere Quellen der Inspiration waren die Werke von Künstlern wie Hans von Marées, Constantin Brancusi oder Wilhelm Lehmbruck. Avramidis repräsentierte Österreich im Jahr 1962 auf der 31. Biennale in Venedig gemeinsam mit Friedrich Hundertwasser, wo es auch zur ersten Begegnung mit Alberto Giacometti kam. Nach seiner Tätigkeit als Leiter der Klasse für Aktzeichnen an der Wiener Akademie und einer Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste in Hamburg übernahm Avramidis von 1968 bis 1992 die Leitung der Meisterklasse für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Zu seinen Schülern zählten unter anderen Reinhard Puch und Wolfgang Götzinger. Avramidis verstarb am 16. Jänner 2016 im Alter von 93 Jahren in Wien.
Avramidis wurde neben dem Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst (1964) und dem Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst (1973) im Jahr 1985 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen.
Neben zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen zeigte das Leopold Museum in Wien 2017 eine Retrospektive des Künstlers.