Karl Prantl, geboren 1923 in Pöttsching, ist ein bedeutender österreichischer Bildhauer, der erst 1950, spät und autodidaktisch, zur bildenden Kunst fand. Prantls Arbeiten sind tief in der Reduktion und der Konzentration auf das Wesentliche verwurzelt, was ihn zu einem zentralen Vertreter einer minimalistischen und gleichzeitig konkreten Kunstform macht.
Die Materialwahl ist für Prantl von entscheidender Bedeutung. Er verwendet eine Vielzahl von Gesteinsarten wie Kalkstein, Sandstein, Porphyr, Serpentin, Labradorit, Travertin, Marmor und Granit. Besonders hervorzuheben sind jedoch der dunkle Granit und der weiße Marmor. Granit, bekannt für seine extreme Härte und die Fähigkeit, Licht zu reflektieren, ermöglicht Prantl Skulpturen zu schaffen, die sowohl robust als auch feinfühlig im Spiel mit Licht und Schatten sind. Weißer Marmor hingegen bietet eine glatte, polierbare Oberfläche, die in seinen Händen zu einem Medium wird, das Licht absorbiert und reflektiert, wodurch der Stein fast schwerelos erscheint.
Prantls Werke entstehen langsam und methodisch, fernab der Hektik des modernen Kunstmarkts. Diese Langsamkeit ist ein bewusstes Statement gegen die schnelllebige Gesellschaft und das Ephemere des zeitgenössischen Kunstbetriebs. Ein zentrales Konzept in Prantls Schaffen ist die Idee der "Steine zur Meditation". Diese Werke sollen den Betrachter nicht nur zur Kontemplation anregen, sondern ihn auch zur Erkenntnis der inneren Form und der im Stein materialisierten Vorstellung führen. Prantls Skulpturen sind keine bloßen Objekte, sondern Mittel zur Meditation und zur existenziellen Vereinigung mit einer tieferen Wahrheit. Sein künstlerisches Schaffen ist Ausdruck eines einheitlichen, organischen Lebensprozesses und reflektiert eine globale, universelle Vision. Diese Vision schließt die Überwindung des Egoismus und der menschlichen Begrenzungen ein, wie es auch bei Künstlern wie Brancusi und Mondrian der Fall ist. Prantl sieht in dieser Überwindung die Möglichkeit einer anderen Existenzform, eines Weges zu einer Synthese des Universellen.
Seit 1959 initiierte und unterstützte Karl Prantl zudem zahlreiche Bildhauersymposien im Steinbruch St. Margarethen, die dazu beitrugen, das Bewusstsein für die Integration von Kunst und Leben zu schärfen. Diese Symposien zielten darauf ab, den "schlafenden Stein" zu erwecken und Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen, um neue Gemeinschaften zu schaffen sowie das Sakrale in den Alltag zu integrieren. 2008 erhält Karl Prantl den Großen Österreichischen Staatspreis.