Henri Émile Benoît Matisse war ein französischer Maler und Bildhauer, der gemeinsam mit Pablo Picasso zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne zählt. Als Begründer des Fauvismus, einer Bewegung innerhalb der französischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts, legte er gleichzeitig den Grundstein für den Expressionismus. Mit seinen stilistischen Neuerungen hatte Matisse einen prägenden Einfluss auf die Moderne Kunst in Frankreich und darüber hinaus.
Henri Matisse wurde am 31. Dezember 1869 im französischen Le Cateau-Cambrésis geboren. Seine künstlerische Ausbildung erhielt Matisse zunächst in der Académie Julian, einer angesehenen, privaten Pariser Kunstakademie, die auch Emil Nolde oder Fernand Léger besuchten. Später besuchte er die Abendkurse der Pariser Kunstgewerbeschule École des Arts Décoratifs. Inspiriert von den Werken Paul Cézannes, William Turners und Edvard Munchs, und beeinflusst durch die Auseinandersetzung mit der neoimpressionistischen Farbauffassung, entwickelte Matisse seinen eigenen farbkräftigen Stil, mit dem er berühmt werden sollte.
Als Matisse und seine Freunde beim Pariser Salon d’Automne im Herbst 1905 ihre farbintensiven Werke präsentierten, zeigten sich die Kunstkritiker empört und bezeichneten ihn und seine Kollegen verächtlich als „les Fauves“, die wilden Tiere. Seinen künstlerischen Durchbruch erzielte Matisse kurze Zeit später mit seinem Gemälde „Le bonheur de vive“, welches er 1906 beim Salon des Indépendants zeigte.
Ab 1908 begann für Matisse eine experimentelle Phase, in der er mit organisch-flüssigen und arabesken Formen arbeitete und sich auch mit Strömungen wie dem Kubismus befasste. Im späteren Verlauf und vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges verdunkelte sich die Farbpalette seiner Kunstwerke deutlich. Erst später, zwischen 1917 und 1929, während seiner Zeit in Nizza, eröffnen sich dem Betrachter wieder lichtdurchflutete und farbkräftige Landschaften, Porträts und Stillleben. Nach einer Phase der erneuten Einfachheit, in der er sich mit der Harmonie aus Abstraktion und Farbe befasste, widmete er sich ab 1940 der Beschränkung auf das Wesentliche. Bedingt durch mehrere schwere Krankheiten, die ihm das Malen unmöglich machten, schuf Matisse ab 1944 Collagen aus Scherenschnitten, die sogenannten „gouaches découpés“, die seinem künstlerischen Schaffen eine Krone aufsetzen sollten. Am 03. November 1954 starb Henri Matisse an den Folgen eines Herzanfalls, in seinem Haus in Nizza.